Clubgeschichte
Ob Jung oder Alt, das Interesse scheint nicht abzureißen & das zeigt sich auch an unseren Mitgliederzahlen. Derzeit verzeichnen wir 80 Mitglieder und können uns über Nachwuchs nicht beklagen (i. M. sind es 20 Jugendliche). Unsere Mitglieder kommen nicht nur aus dem ganzen Land Brandenburg, sondern weit über diese Grenzen hinaus. In Deutschland sind wir mittlerweile aus eingetragener Verein anerkannt.
Wie entstand die Idee in der DDR-Zeit einen derartigen Verein zu gründen?
In den 60er/70er Jahren haben viele Großvieh gefüttert und individuell Landwirtschaft betrieben. Dazu benötigte man entsprechende Technik. Viele improvisierten und bastelten sich eigene Traktoren & Maschinen aus allen möglichen Bauformen zusammen. Andere hatten das Glück und konnten sich einen Lanz-Bulldog aus der Vorkriegszeit besorgen. In mühevoller Kleinarbeit, wurden diese wieder funktionstüchtig gemacht. Einem glücklichen Umstand hatten wir es zu verdanken, dass ein gelernter Bulldogschlosser in unserem Dorf wohnte. Es handelte sich hierbei um Arno Krüger.
Dank seinem hohen Fachwissen war es möglich, uns Jüngeren die nötigen Grundkenntnisse zu vermitteln, um derartige Maschinen wieder in Gang zu bringen. Leider verstarb er viel zu früh. Zu dieser Zeit existierten in Lindena 5 alte Lanz-Bulldog in verschiedenen Ausführungen, Baujahren und Zuständen. Anfang der 80er Jahre bastelte Manfred Kutscher an einem 25er Lanz-Bulldog eine Hydraulik an. Seine Ehefrau meinte aus Spaß: „Na Männer, ihr könnt doch gleich einen Bulldogverein gründen.“ Von diesem Moment an ließ mich diese Idee nicht mehr los. Es sollten aber noch Jahre vergehen, bis es zu einer Vereinsgründung kam.
Unser damaliger Bürgermeister, Gerhard Wüllknitz, versuchte bereits 1987 für das Lindenblütenfest 1988, mal etwas Neues auf die Beine zu stellen. Mir fiel sofort die Idee mit dem Lanz-Bulldog Club wieder ein. Im Laufe des Winters 87/88 konnte ich 37 Lanz-Bulldogs aus unserer näheren Umgebung auftreiben. So konnte im Sommer 1988 ein erstes Treffen veranstaltet werden und man beschloss im Nachhinein einen Verein zu gründen.
Es zeigte sich jedoch bald, dass für weitere Treffen ein entsprechender rechtlicher Rahmen nötig war. Beim damaligen ADMV (Allgemeiner Deutscher Motorsportverein) waren solche Vereinstypen nicht erwünscht. Trotzdem kam es am 16. April 1989 zur Gründung des Vereins. Somit entstand in der damaligen DDR der 3. Verein alter Traktoren. Vor uns hatten sich die „Lanz-Freunde Sachsen“ in Markleeberg und die „Lanz-Freunde Schleizer Dreieck“ gegründet. Hätte ich nicht alle möglichen Unterlagen, Vereinssatzungen und vieles mehr, durch Gerhard Fiederer, Schriftführer der „Lanz-Freunde Bayern“ aus Rosenheim, zur Verfügung gestellt bekommen, wäre eine Gründung sicher ausgeblieben. Von den damaligen Behörden wurde unser Unterfangen sehr misstrauisch beobachtet.
Jeder restauriert und pflegt seine Bestände an Oldtimertraktoren und Geräte so gut er kann. Mit viel Liebe, Fleiß und Bereitschaft, wird oft monate- und jahrelang geschraubt, gestrahlt und lackiert, um die Exponate wieder in den Urzustand, manchmal sogar besser, zu versetzen.
Von 1920 bis 1953 baute die Firma Heinrich Lanz Einzylinder-Zweitakt-Glühkopfmotoren bis 10 Liter Zylinderinhalt. Diese Maschinen zeichneten sich durch Robustheit und lange Lebensdauer aus. Da die Firma bereits Mitte der 50er Jahre ihre Schlepper- und Landmaschinenproduktion einstellte, wurde es höchste Zeit, noch vorhandene Exemplare der Nachwelt zu erhalten. Die Firma Lanz hatte bis 1953, 150.000 Bulldogs gebaut, von denen nur noch wenige vorhanden sind.
Bereits Anfang der 80er Jahre begannen in verschiedenen Landesteilen Brandenburgs einzelne Personen mit dem Sammeln alter Schlepper und Landmaschinen. Besonders wurde der Lanz-Bulldog gesucht, weil er in seiner Motorkonzeption etwas Einmaliges darstellt.
Diesen Sammlern ist es zu verdanken, dass zahlreiche Bulldogs vor dem verschrotten bewahrt wurden. Teilweise entriss man, bereits vor dem Schneidbrenner stehende Bulldogs, den Schrotthändlern. Es ist unmöglich alle diese Pioniere beim Namen zu nennen.
Besonders haben wir uns auf den Lanz-Bulldog spezialisiert, aber auch andere Schlepperfabrikate, Landmaschinen und Eigenbautraktoren sind bei uns willkommen. Neben unserer Veranstaltung in Lindena, welche wir alle zwei Jahre organisieren, nehmen wir an zahlreichen regionalen Veranstaltungen teil. Hier zeigen wir unsere Maschinen und Geräte im praktischen Einsatz und demonstrieren wie unsere Väter und Großväter die Landwirtschaft bewältigen mussten. Auch in Zukunft werden wir auf regionalen Veranstaltungen unsere Schlepper und Geräte vorstellen. Wir möchten auch in der heute schnelllebigen Zeit, besonders bei Jugendlichen, technisches Interesse an alten Erfinder- & Pioniergeist wecken und ihnen Einblicke in die Anfänge der landwirtschaftlichen Mechanisierung geben.
Es kann jeder im Lanz-Bulldog-Club-MC Lindena e. V. Mitglied werden, der die oben genannten Interessen vertritt und bereit ist, gemeinsam mit uns an dieser Aufgabe zu arbeiten.
Die Lindenaer Traktorenfreunde treffen sich inzwischen 4-mal im Jahr, mit Gleichgesinnten aus der ganzen Region zum Meinungsaustausch im Gasthof Pfeiffer.
Zu unserem Treffen erschienen bis zu 300 verschiedene Fahrzeuge sowie über 6.000 Gäste & Besucher. Somit können wir, trotz der nicht einfachen Rahmenbedingungen, auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Hartmut Müller
Gründungsvorsitzender & erster Vorsitzender von 1989 - 2020
Lanz-Bulldog-Club-MC Lindena e. V.